zuletzt aktualisiert: Februar 13, 2023 von dedefi
Mit Liquid Staking kannst du ganz einfach und mit sehr wenig Aufwand passives Einkommen mit deinen Token erzielen bzw. deine Einnahmen erhöhen, wenn du fortgeschrittene DeFi-Strategien anwendest. Klingt erstmal ganz gut, oder?
In diesem Artikel erkläre ich dir, was Liquid Staking ist, wie du es für dich nutzen kannst und welche Möglichkeiten aktuell besonders interessant sind. Aber, du erfährst auch von den Risiken, die leider viel zu oft falsch verstanden werden, worauf du unbedingt achten solltest und für wen Liquid Staking überhaupt sinnvoll ist.
Was ist Staking?
Bevor wir auf das Thema Liquid Staking zu sprechen kommen, sehen wir uns kurz nochmal an, was Staking eigentlich ist… denn letztendlich ist Liquid Staking nur eine Weiterentwicklung davon.
Bitcoin begann 2009 mit einem sogenannten Proof of Work Konsens-Algorithmus. Das Problem, welches es zu lösen galt, war: Wie kann ich mich in einem dezentralen Netzwerk aus tausenden Computern auf eine “Wahrheit” einigen.
Die Wahrheit ist z.B. wer hat wie viele Bitcoin und wer hat wem einen Bitcoin geschickt. Damit nicht einfach jeder behaupten kann, er habe 1 Millionen Bitcoin und es nicht zum sogenannten Double-Spending kommt, also dass ich einen Bitcoin mehrfach ausgeben kann.
Bitcoin hat das mit dem sogenannten Proof of Work Algorithmus gelöst, bei dem eigentlich unsinnige Rechenaufgaben gelöst werden, die eine Menge Arbeit sind und eine Menge Energie verschwenden.
Um an der Stelle effizienter zu werden, wurde dann 2012 von Sunny King und Scott Nadal das Konzept von Proof of Stake erfunden und 2013 von Sunny zum ersten Mal im Peercoin auch umgesetzt.
Die Grundidee ist: Jeder der eine gewisse Anzahl an Token einer Kryptowährung hat, hat auch ein Interesse, dass das Netzwerk gut funktioniert, weil sonst seine Token ja wertlos wären. Wir betrachten jetzt mal nicht, ob sie das nicht sowieso schon sind 😉
Also indem ich nachweise, dass ich eine gewisse Anzahl an Token habe (mein Stake), darf ich mitbestimmen, was die Wahrheit ist.
Dadurch wird praktisch viel weniger Energie benötigt, weil aus den komplizierten unsinnigen Rechenaufgaben nur noch eine sehr einfache Rechnung wurde.
Alles was ich also tun muss, ist meine Token “staken” und als Belohnung erhalte ich, ähnlich wie beim Bitcoin Mining früher, Token der jeweiligen Kryptowährung. Die typischen Renditen dafür liegen aktuell bei ca. 3-20% pro Jahr (APR).
Dazu kann ich entweder eine eigene Validator-Node betreiben, in der ich meine Token stake und mit dieser Node Transaktionen auf der Blockchain validiere, oder aber ich delegiere meine Token an jemanden anders, der diese Node betreibt und dafür in der Regel eine Gebühr nimmt (delegated Proof of Stake).
Proof of Stake ist ein interessanter Ansatz, der auf jeden Fall viel Energie spart, aber auch einige Probleme hat wie Zentralisierung der Token, da Reiche immer reicher werden, Zentralisierung durch große Node-Betreiber oder die initiale Verteilung der Token. Heute soll es aber weniger um das Konzept Proof of Stake gehen, sondern um die Weiterentwicklung davon.
Staking bedeutet für dich als Endnutzer also praktisch, dass du deine Token an irgendeine Form von Smart Contract schickst, dieser sie aufbewahrt und dir dafür die Zinsen / Belohnungen in irgendeiner Form auszahlt.
Das Problem dabei ist, wenn deine Token im Smart Contract sind, kannst du nichts mehr damit machen, außer sie liegen lassen. Außerdem gibt es manchmal Fristen, wie z.B. bei vielen Cosmos-Token, wo du deine Token frühestens nach 21 Tagen wieder aus dem Staking herausnehmen kannst. Eine weitere Hürde ist, dass du je nach Blockchain eine gewisse Mindestanzahl an Token staken musst, welche bereits für viele Einsteiger zu hoch sein kann. Ethereum beispielsweise benötigt 32 Ether, um eine eigene Validator-Node zu betreiben.
Genau bei diesen Problemen setzt Liquid Staking an.
Was ist Liquid Staking?
Liquid Staking bedeutet, dass du eine Art Quittung dafür erhältst, dass du deine Token im Staking Smart Contract aufbewahrst.
Beispiel:
Du hast einen Ether gestaked.
Du erhältst eine Quittung, dass du diesen einen Ether gestaked hast.
Und mit dieser Quittung, kannst du jetzt in andere DeFi-Protokolle gehen und weiter mit deinem Ether arbeiten, obwohl er im Staking ist und Zinsen verdient. Du kannst diese Quittung also kaufen, verkaufen, versenden, teilen und wie ein ganz normales Token verwenden, nur mit dem Vorteil, dass du trotzdem weiter Zinsen verdienst.
Du könntest jetzt also beispielsweise deinen Ether staken, erhältst die 5% Zinsen pro Jahr und nimmst dann diese Quittung und gehst damit in ein DeFi-Protokoll für dezentrale Kredite wie Aave und hinterlegst die Quittung dort als Collateral für einen dezentralen Kredit und erhältst weitere Zinsen.
Da Quittung ein altes langweiliges deutsches Wort ist, bezeichnet man die in der DeFi-Welt als Liquid Staking Derivative (kurz LSD).
Und das wars auch schon, mehr steckt da gar nicht dahinter.
Liquid bedeutet, du kannst den neuen Token (die Quittung für dein Staking) transferieren, genauso wie die original Token. Du umgehst also mögliche Staking-Fristen / Einschränkungen und dein Kapital ist “liquide”, du kannst es also jederzeit verwenden.
Staking bedeutet, dass die original Token im Staking Smart Contract sind, Zinsen verdienen und helfen, Transaktionen auf der Blockchain zu validieren.
Ein Derivat ist immer ein Finanzprodukt, welches seinen Wert von einem anderen Finanzprodukt (dem sogenannten Underlying) ableitet. Das bedeutet also, dass der Wert deines LSDs immer vom Wert des original Token im Staking wie z.B. Ether abhängt. Aber das ist ja eigentlich auch logisch. Manchmal gibt es hier jedoch auch noch einen Aufschlag, der Premium genannt wird. Dann zahlst du für das LSD ein paar Prozent mehr, oder manchmal auch weniger. Sowas kann passieren, wenn die LSDs dann doch nicht ganz so liquide sind, weil z.B. niemand sie umtauschen will. Aber dazu später bei den Risiken mehr.
Die spannende Frage ist jetzt natürlich, wie das in der Praxis funktioniert:
Und dazu gibt es diverse Anbieter, die auch Liquid Staking Provider genannt werden und es dir ermöglichen, die Token dort gegen diese LSDs einzutauschen. Das ist auch einfach wieder nur ein Smart Contract, welcher dir die Quittung ausstellt und dann die Token staked. Für diesen Service berechnen dir die Liquid Staking Provider eine Gebühr von 3-10 Prozent auf deine Staking-Gewinne.
Welche Anbieter es aktuell gibt, sehen wir uns jetzt in der Praxis einmal für Ethereum und Cosmos an.
Hinweis: Es gibt Liquid Staking mittlerweile auf diversen Chains, aber wir fokussieren uns hier auf Ethereum und Cosmos, einfach weil ich mich damit am meisten befasse.
Die Vorteile von Liquid Staking
Hier nochmal eine kurze Zusammenfassung der Vorteile, die Liquid Staking dir bietet:
- Liquidität deiner Token im Staking
- mögliche höhere Renditen – durch weiterverwendung der LSD-Token in anderen DeFi-Protokollen
- Verteilung deiner Token auf viele Validator-Nodes
- geringere Einstiegshürde ins Staking – niedrigerer Einsatz
Liquid Staking in der Praxis auf Ethereum
Mit dem ETH 2.0 Merge im Jahre 2022 wurde Ethereum von einer Proof of Work zu einer Proof of Stake Blockchain. Technisch ist das schon extrem spannend, was da passiert ist und dass alles so reibungslos geklappt hat.
Das bedeutet in erster Linie, dass die Belohnungen, die es früher für das Mining gab, jetzt teilweise an die Staker ausgeschüttet und teilweise “geburnt” werden. “Burnen” bedeutet in dem Zusammenhang, die Ether werden an eine Adresse geschickt, auf die niemand Zugriff hat, z.B. 0x00000…000. Die sind dann weg und so erhöht sich langfristig der Wert eines Token, weil es deflationär ist, wenn es weniger Token gibt. Wenn dann noch der Bedarf steigt, sieht das für die Kursentwicklung von Ether also auch ganz gut aus.
Aber um diese Details geht es heute nicht, aber es gibt durchaus ein paar gute Gründe, warum man seine Ether staken wollen würde, das wollte ich damit nur sagen 😉
Das Problem mit dem Staking von Ether war bisher, dass man sie nicht wieder auszahlen konnte und dass viele Leute sich nicht sicher waren, ob das mit dem Merge und der Umstellung auf Proof of Stake überhaupt alles funktioniert. Der Merge hat funktioniert und mit dem Ethereum Shanghai Upgrade, welches für März 2023 geplant ist (kann sich aber auch verzögern) können die Ether, die gestaked wurden, auch endlich wieder ausgezahlt werden.
Diese kommenden Umstellungen werden also möglicherweise dafür sorgen, dass kurzfristig einige Leute ihre Ether verkaufen, aber langfristig, das ganze Thema Staking und besonders auch Liquid Staking viel beliebter wird und die Anbieter deutlich höhere Gewinne erzielen und dass sich wiederum auch auf deren Token-Preise auswirkt.
Liquid Staking ist also auf jeden Fall ein Thema, das du für 2023 und danach im Auge behalten solltest.
Hinweis: Wenn du dich konkreter damit befassen willst, kannst du dir mal ein paar Daten dazu auf Dune-Analytics ansehen wie z.B. hier ETH2-Deposits ( https://dune.com/hagaetc/eth2-0-deposits ). Dort siehst du, wie viel Prozent der Ethere aktuell im Staking sind und auch, dass die meisten davon aktuell deutlich im Verlust sind. Von daher besteht da die Möglichkeit, dass diese Leute ihre Ether einfach weiter halten. Diese Transparenz aller Daten ist ein sehr spannendes Thema, aber das behandeln wir im DeFi für Einsteiger Buch ausführlicher, wie man Kurse und Token erfolgreich analysiert.
Lido (LDO)
Der derzeit mit Abstand größte Anbieter für Liquid Staking auf Ethereum ist Lido. Lido war 2020 der erste, der LSDs anbot und hat wichtige Partnerschaften mit großen Wallets oder Ledger, wodurch es besonders einfach zu benutzen ist.
Lido funktioniert so, dass du deine Ether auf ihrer Staking-Seite ( https://stake.lido.fi/ ) an einen Smart Contract übergibst und dafür stETH erhältst. (Kurzform für staked Ether, Details dazu findest du hier https://www.coingecko.com/en/coins/lido-staked-ether ).
Diese stEther kannst du jetzt einfach in deiner Wallet halten und erhältst automatisch die Zinsen. Aus deinem einen stETH-Token werden also innerhalb eines Jahres ca. 1,05 stETH-Token. Du musst dafür gar nichts weiter tun, außer die Token in deiner Wallet halten. Dieses Konzept, bei dem du nur durch das Halten der Token mehr Token erhältst, nennt man auch Rebase-Token.
Weil das aber teilweise problematisch war, wenn du mit den stETH in weitere DeFi-Protokolle gegangen bist, da sich ja die Anzahl ständig ändert, gibt es mittlerweile noch ein weiteres LSD-Token von Lido. Die sogenannten wstETH.
Diese bleiben in der Anzahl konstant, also du behältst immer genau einen wstETH, aber deren Wert steigt mit der Zeit entsprechend der Zinsen.
Lido nimmt für dieses Angebot 10% der Staking-Gewinne aktuell an Gebühren und diese Gewinne werden zwischen der DAO-Treasury des Protokolls und den Node-Betreibern aufgeteilt. Lido selbst bietet auch einen Token LDO ( https://www.coingecko.com/en/coins/lido-dao ), mit dem du auch am DAO beteiligen kannst und dementsprechend auch von den Gewinnen profitieren kannst.
Wenn du dir ein paar konkrete Zahlen zu Lido ansehen willst, findest du diese hier in Dune ( https://dune.com/LidoAnalytical/Lido-Finance-Extended ).
Für Einsteiger ist Lido aktuell die beste Wahl, weil es sehr einfach zu benutzen ist, eine sehr große Liquidität hat und es keine Mindestanzahl an Token gibt, die du staken musst. Du kannst also jeden beliebigen Betrag staken.
Diese Vorteile haben auch dazu geführt, dass Lido der mit Abstand größte Anbieter auf dem Markt wurde, mit Stand Februar 2023 Token im Wert von über 7 Milliarden USD (TVL) und einem Marktanteil von 28% aller Ether im Staking und 72% aller LSDs. Diese Größe ist jedoch auch ein Nachteil, da sie ein gewisses Zentralisierungsrisiko birgt.
Der Nächstgrößere Anbieter für LSDs auf Ethereum ist Rocket Pool, der mit aktuell 900 Millionen USD TVL jedoch bereits um ein Vielfaches kleiner ist.
Rocket Pool (RPL)
Das Konzept von Rocket Pool ist technisch etwas anders als das von Lido. Die Grundidee ist, dass du normalerweise 32 Ether staken musst, um eine Validator-Node auf Ethereum zu betreiben. Rocket Pool halbiert diesen Betrag auf 16 Ether (kleinere Beträge sind für die Zukunft ebenfalls geplant) den du in den Pool einzahlst und betreibt dann die Nodes mit den Ether aus diesem Pool.
Im Gegenzug dafür erhältst du rETH, was ebenfalls wieder ein LSD ist und im Wert steigt ähnlich wie wstETH.
Aktuell nimmt Rocket Pool dafür 5-20% der Gewinne an Gebühren, was etwas höher ist als bei Lido und zahlt dir aber dafür eine zusätzliche Belohnung in RPL Token aus.
Das spannende am Rocket Pool ist, dass es ein offenes Protokoll ist, dem jeder einfach beitreten kann und die theoretisch höhere APR durch die RPL Ausschüttung. Das Problem jedoch ist, dass der Rocket Pool Token (RPL) stark inflationär ist und es keine Obergrenze für die Anzahl der Token gibt. Von daher ist er als Investment aktuell uninteressant.
Aufgrund der hohen Anforderungen von 16 Ether für den Start, ist es für Einsteiger aktuell nicht interessant mit Rocket Pool zu staken und wir werden es deshalb auch nicht weiter betrachten.
Frax Finance
Und damit sind wir bei dem jüngsten und kleinsten aber meiner Meinung nach auch einem der interessantesten Anbieter von LSDs auf Ethereum: Frax Finance.
Frax Finance hat mit einem algorithmischen Stablecoin begonnen, über den ich hier bereits berichtet habe und baut seitdem fleißig weiter. Es kann mit Fraxswap ein Automated Market Maker dazu, Fraxlend als dezentrale Kreditplattform und mit Frax Price Index wurde auch noch ein an die Inflation gebundener Stablecoin (FPI) veröffentlicht.
Damit ist das Frax Team und die Produkte auf jeden Fall etwas, was man als Investor im Auge behalten sollte. Im Januar 2023 wurde dann mit Frax Ether (FRXETH) auch ein Ethereum LSD veröffentlicht, das seitdem auch schnell wächst.
Zunächst einmal bietet FRAX 6-10% APR, ausgezahlt in Ether und hat damit also die höchste Rendite der vorgestellten Anbieter.
Jedoch musst du dazu deine Ether zunächst in frxETH tauschen und diese dann mit Frax staken, um eine Rendite zu erhalten.
Für Einsteiger wird das Thema Frax schnell zu komplex, weil du, um davon zu profitieren, dich mit Curve, Convex und vielen weiteren Konzepten auskennen musst. Eine mögliche Strategie ist, dass du deine Ether mit den frxETH in einen Curve Liquidity Pool packst und die LP-Token dann auf Convex stakest.
Aufgrund der Komplexität, würde ich Einsteigern davon abraten mit Frax zu beginnen, aber wenn du dich tiefer mit den ganzen DeFi-Themen beschäftigen willst, sieh dir die erwähnten Protokolle auf jeden Fall mal an.
Liquid Staking auf Cosmos
Auf Cosmos gibt es derzeit noch nicht so viele Anbieter für LSDs, aber einen, der besonders interessant ist: Stride ( https://stride.zone/ / https://www.coingecko.com/en/coins/stride ).
Das besondere an Stride ist, dass es sehr einfach zu benutzen ist und du langfristig deine Token von jeder beliebigen Cosmos Chain dort staken kannst, ohne Mindestgrenze, mit wenigen Klicks, zu sehr geringen Gebühren und vor allem, sie auch jederzeit wieder umtauschen kannst, wohingegen die meisten anderen Cosmos-Token für 21 Tage nicht verwendet werden können und auch keine Zinsen bringen, wenn du sie aus dem Staking rausnimmst.
Im DeFi für Einsteiger Kurs gibt es dazu auch ein ausführliches Video, welches dir genau zeigt, wie du deine Token mit Stride staken kannst.
Aber das Grundprinzip ist recht einfach:
Du gehst zur Stride App ( https://app.stride.zone/ ), verbindest dich mit deiner Keplr-Wallet, wählst den Token und den Betrag (z.B. Atom) und erhältst den gleichen Betrag in stAtom und eine APY von 21.95%. Aktuell werden Cosmos/ATOM, Osmosis, Juno und Stargaze als LSDs unterstützt. Die stAtom sind ebenfalls wieder ein Rebasing-Token, also nur durch das halten der Token in deiner Wallet, steigt deren Anzahl stetig. Du kannst sie dann aber auch wieder in weiteren DeFi-Protokollen verwenden.
Wenn du deine stAtom wieder zurücktauschen willst, kannst du das entweder jederzeit auf Osmosis tun, und zahlst dafür aber eine Gebühr, oder aber, du wartest die 21 Tage, wie bei deinem normalen Atom Staking.
Weitere Informationen findest du in der Stride-Dokumentation hier https://docs.stride.zone/docs .
Stride ist auf jeden Fall ein sehr interessantes Projekt mit großem Potential und für Einsteiger sehr einfach zu benutzen und mit einem interessanten Chance/Risiko-Verhältnis.
In einem späteren Artikel sehen wir uns Stride auch nochmal etwas detaillierter an 🙂
Die Risiken von Liquid Staking
Jede Rendite kommt immer in irgendeiner Form von Risiko, dass du als Investor trägst und so sind natürlich auch LSDs nicht frei von Risiken.
Zunächst einmal gibt es diverse Risiken für die jeweiligen Token/Protokolle aufgrund der möglichen Zentralisierung und Konzentrierung von Token auf einige wenige Anbieter wie Lido. Diese Risiken werden wir hier nicht weiter betrachten, aber du findest z.B. hier einige Gedanken dazu ( https://notes.ethereum.org/@djrtwo/risks-of-lsd ).
Für uns hier sind erstmal die individuellen Risiken als Investor interessant und da sind in erster Linie natürlich wieder die Smart Contract Risiken zu nennen. Alles was die Komplexität in irgendeiner Form erhöht, birgt Risiken für Fehler, Manipulationen und Angriffe.
Das nächste Risiko ist wie bei allen Kryptowährungen natürlich die hohe Volatilität. Was bringen dir 5% oder 10% Zinsen, die im eigenen Token ausgezahlt werden, wenn der Kurs des jeweiligen Token um 90% in derselben Zeit fällt? Bevor du also überhaupt mit dem Staking irgendeiner Kryptowährung beginnst, solltest du dir die Tokenomics genau ansehen und verstehen, woher die Rendite kommt und ob das Projekt langfristig für dich überhaupt eine gute Investition ist.
Ein weiteres Risiko sind die Node-Betreiber (Validator-Risk). Beim Staking/Liquid Staking delegierst du deine Token an den Betreiber der jeweiligen Validator-Nodes. Wenn die Node ausfällt oder sich in irgendeiner Form bösartig verhält, gibt es das sogenannte Slashing, bei dem ein Teil des Stakes als Strafe eingezogen wird. Teilweise erstatten einige Betreiber diese Beträge auch, aber in jedem Fall ist die Auswahl und Zuverlässigkeit der richtigen Anbieter ein Risiko.
Das nächste Risiko ist ein sogenannter “De-peg” durch mangelnde Liquidität. Ein Derivat leitet seinen Wert wie oben bereits erwähnt immer von einem anderen Finanzinstrument / Token ab. Also wenn ein Ether aktuell 1.500 USD kostet, sollte ein stETH auch ungefähr 1.500 USD kosten. Bei einem De-peg-Event, verliert ein Handelspaar wie stETH-ETH seinen 1 zu 1 Kurs und plötzlich erhält man für seinen stETH nur noch 0.95 ETH beispielsweise.
Das ist beispielsweise 2022 im Mai passiert, weil der Umtausch von stETH zu ETH hauptsächlich über Liquidity Pools bei einem Anbieter wie Curve ( https://curve.fi/ ) erfolgt sind. Wenn jetzt auf einmal extrem viele Leute, ihre stETH umtauschen wollen, wie 2022, als Terra-Luna zusammenbrach, steht nicht genug Liquidität für den Umtausch bereit und das führt dann dazu, dass die stETH weniger wert sind als die ETH, weil alle diese verkaufen wollen.
Das ganze Thema ist recht komplex und sowas sehen wir uns im DeFi für Fortgeschrittene Buch ausführlicher an. Aber einfach gesagt: Das zugrundeliegende Risiko/Problem ist die fehlende Liquidität für den Umtausch deiner LSDs.
Dazu sei aber auch gesagt, dass der PEG normalerweise sehr schnell wieder hergestellt wird, und man dadurch sogar schnell ein paar Prozente Gewinn machen kann, wenn man zur richtigen Zeit das LSD kauft. Im November 2022 gab es beispielsweise so einen Fall, wo jemand 101 Millionen aus dem Curve Pool ausgezahlt hat, da konnte man die stETH für 0,9671 ETH kaufen. Innerhalb weniger Tage lag der Peg wieder bei 1 zu 1 und wer zur rechten Zeit dort gekauft hat, konnte mit ein paar Klicks einfache Gewinne erzielen.
Wenn du vorhast, die LSDs nur in deiner Wallet zu halten, betrifft dich das Risiko nur, wenn du ausgerechnet zu dem Zeitpunkt deine Token tauschen musst. Aber problematisch ist es, wenn du deine stETH-Token beispielsweise als Collateral für weitere DeFi-Strategien nutzt, wie Borrowing/Lending, dann kann es hier zu Liquidierungen kommen, weil der Wert nicht mehr gegeben ist.
Kleines Fazit
Den meisten Einsteigern rate ich immer noch dazu einfach eine “Buy and Hold”-Strategie zu verwenden und diese ganzen Themen zu ignorieren. Es kann aber sinnvoll sein, die Token einiger dieser Anbieter wie Lido zu erwerben, und so von den Gebühren und dem Wertanstieg zu profitieren.
Aber, wer sich tiefer mit DeFi und den Möglichkeiten befassen will und vor allem auch bereit ist, für höhere Renditen entsprechende Risiken einzugehen, für den sind LSDs eine sehr spannende Möglichkeit. Dabei solltest du dann aber auch bedenken, dass LSDs nicht die einzige Möglichkeit sind, passives Einkommen mit deinen Kryptos zu erzielen und andere Formen wie Yield-Farming oder Liquidity Mining, wie wir sie ausführlich im DeFi für Fortgeschrittene Buch besprechen, oftmals eine höhere Rendite bieten.
Wichtig ist auch zu bedenken, dass die Anbieter von LSDs Gebühren für die Liquidität und ihre Dienstleistungen verlangen. Deine Rendite fällt also zunächst einmal niedriger aus, als beim reinen Staking. Sinnvoll sind LSDs also nur, wenn du mit den Token dann eine weitere sinnvolle Verwendung mit höheren Renditen findest. LSDs alleine lohnen sich oft nicht, es sei denn du benötigst die Mittel kurzfristig, aber dann sind Kryptowährungen ohnehin nicht die beste Wahl.
Fazit soweit also, ist gemischt. Für die meisten kompletten Einsteiger sind LSDs denke ich nicht die beste Wahl, vielleicht mit Ausnahme von LIDO, weil die Staking Situation bei Ethereum so besonders ist und man so wenigstens ein paar Zinsen erhält.
Fortgeschrittene, die sich in die DeFi-Themen tiefer einarbeiten wollen, sollten sich das Thema aber auf jeden Fall ansehen.
Jetzt bist du dran …mit deiner eigenen Recherche 😉 Ich hoffe der Artikel hat dir geholfen und wenigstens einen kleinen Überblick über das Thema gegeben. Wenn noch Fragen dazu sind, melde dich gerne bei uns im Discord.